„Die Banken rechnen damit, dass der Jahresabschluss 2020 Verluste aufdeckt, die das Eigenkapital verschlechtern und die künftige Kapitaldienstfähigkeit reduzieren“, erläutert Thomas Schader Leiter der Fachgruppe Sanierung im Bundesverband „Die KMU-Berater“.
Ein besonderes Augenmerk legen die Kreditinstitute darauf, ob Unternehmen pandemiebedingte Verluste mit Liquiditätshilfen der Bundesregierung refinanziert haben, die mittelfristig zurückgezahlt werden müssen. Abhängig von der Höhe der Verluste kann auch eine Restrukturierung des Unternehmens erforderlich sein.
„Kreditinstitute werden sich genau ansehen, inwieweit Unternehmen noch zur Restrukturierung in der Lage sind“, so Schader. Aufgabe von Unternehmen mit Bankkrediten sei jetzt zweierlei: „Erstens die wirtschaftliche Situation nüchtern und selbstkritisch bewerten. Und zweitens Konzepte erarbeiten und umsetzen, die die eigene Zukunftsfähigkeit sichern.“
Nur so sei es kleinen und mittelgroßen Unternehmen möglich, rechtzeitig die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. „Der Jahresabschluss ist ein Führungsinstrument“, sagt Thomas Schader. Auf dieser Grundlage kann man Fehlentwicklungen zielgenau gegensteuern und Kreditgebern die geforderten aktuellen Informationen liefern.
Dabei kommt dem Jahresabschluss 2020 eine entscheidende Bedeutung zu. Die Frage, wie wichtig er für kommende Kreditentscheidungen mit Blick auf die Corona-Auswirkungen ist, beantworten 76,1 Prozent der Umfrageteilnehmer mit „wichtig“ oder sogar „unabdingbar/zwingend“.
Für Unternehmen heißt das: sie müssen „den Jahresabschluss 2020 spätestens im April dieses Jahres erstellen“, rät Sanierungsexperte Schader. Es sei ratsam, bald anzufangen, zumal bei den Steuerberatern ein Engpass droht. Zum einen sind viele Steuerkanzleien derzeit stark gefordert mit den Antragstellungen für Corona-Hilfen. Zum anderen haben viele Unternehmen selbst den Jahresabschluss 2019 noch nicht erstellt.
„Hierfür wurde die Frist von Ende Februar bis 30. August 2021 verlängert. Aber dennoch gilt: Wer diese Mammutaufgabe bewältigen und ein vertrauensvolles Verhältnis zu seiner Bank erhalten will, muss jetzt anpacken“, so KMU-Experte Schader.
Was ist zu tun? „Schnell die Hausaufgaben erledigen und zügig den Jahresabschlusses 2020 erstellen“, rät Eva Sartorius, ebenfalls Mitglied der Fachgruppe Sanierung und Mitglied der Geschäftsleitung bei A.B.S. Global Factoring AG.
Auf die Frage, wie die Banken auf schlechtere Ratings reagieren würden, antworteten 83,2 Prozent mit höheren Anforderungen an das Reporting, 72,6 Prozent mit Nachbesicherung bestehender Engagements, 67,3 Prozent mit Preiserhöhungen und 55,8 Prozent damit, keine neuen Kredite zu vergeben. Eine Mehrfachauswahl war möglich.
„Auf diese verschärfte Risikopolitik müssen sich kleine und mittlere Unternehmen jetzt einstellen“, so Sartorius. Sie rät zu folgenden Ansatzpunkten:
„Abhängig von der jeweiligen Unternehmenssituation sollten die bereits im Unternehmen geschaffenen Werte noch viel stärker für die Finanzierung betrachtet werden. Für Unternehmen, die über ein werthaltiges Anlagevermögen aus Maschinen oder Produktionsanlagen verfügen, eignen sich Sale-and-lease-back- Finanzierungen.
Wenn Unternehmen viele offene Forderungen haben, ist oft eine Factoring-Finanzierung sinnvoll. Durch den Forderungsverkauf kann die Bilanz verkürzt werden und die Eigenkapitalquote steigt. Die Folge: Nicht nur Liquiditätsengpässe werden verhindert; das Working Capital verbessert sich insgesamt nachhaltig. Und das erhöht in der Folge durch die verbesserten Eigenkapitalquoten auch wieder die Chancen, einen Bankkredit zu erhalten und die Finanzierung somit auf breitere Beine zu stellen.“, so Eva Sartorius. „Was oft übersehen wird: Beim Full-Service-Factoring sind neben der reinen Finanzierung noch zahlreiche Zusatzleistungen inkludiert: So werden Unternehmen durch eine Versicherung vor Forderungsausfall und die Übernahme des Debitorenmanagements zusätzlich entlastet – gerade in angespannten Zeiten ist das ein Vorteil.“
<Download „Bankenumfrage 2021“>
Die Online-Umfrage „Kreditentscheidung und Corona-Pandemie“ hatte zum Ziel, Anhaltspunkte zu gewinnen für aktuelle und künftige Anforderungen bei Gesprächen von kleinen und mittleren Unternehmen mit Kreditinstituten. Der Fokus lag auf einem etwaig veränderten Kreditentscheidungsverhalten der Banken im Zuge der Corona-Pandemie.
Die Umfrage mit 16 Fragen wurde online durchgeführt zwischen dem 18. und dem 29. Januar 2021. Zur Teilnahme aufgefordert wurden 834 persönlich ausgewählte Bankkontakte aus dem Firmenkundengeschäft. Davon haben 113 an der Umfrage teilgenommen (31,9 Prozent Vertreter von Sparkassen; 46,9 Prozent Genossenschaftsbanken; 21,2 Prozent Privatbanken). Zu 67,3 Prozent waren es Kundenberater (Markt), zu 32,7 Prozent Kreditrisikomanager (Marktfolge).