Deutsche Exporteure haben sich aus der Euro- und Finanzkrise, mit der sie 2009 und in den Folgejahren zu kämpfen hatten, erfolgreich befreit. Und mehr noch, sie konnten die deutschen Exporte zwischen 2009 und 2014 um 40 Prozent steigern. Das belegt die treffend benannte Studie „Krise, welche Krise?“ in Zusammenarbeit mit Germany Trade and Invest (GTAI) und des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHK). „Die Gründe hierfür sind vielfältig, können jedoch auch in einer besseren Finanzierungsstruktur besonders für kleine und mittelständische Unternehmen liegen“, erläutert Thorsten Klindworth, Gründer und Vorstand der A.B.S. Global Factoring den Aufschwung. „Finanzierungskonzepte etwa im Bereich Export-Factoring werden zunehmend begleitend oder anstelle eines Bankkredits eingesetzt. Das haben Unternehmen schmerzlich aus der Finanzkrise gelernt und machen es heute besser.“
Im Vergleich zur Ausgangssituation lassen sich die heimischen Exporteure von potenziellen Krisenfaktoren wie einer abflauenden Konjunktur in China oder etwa Sanktionen in Russland nicht so schnell erschüttern. Positive Faktoren wie etwa das innereuropäische Exportvolumen – hier ist beispielsweise das Geschäft mit Großbritannien (Anstieg um 60 Prozent zwischen 2009 und 2014), Polen (Plus 50 Prozent) und den Niederlanden (Anstieg um 37 Prozent) immens gestiegen – lassen deutsche Unternehmen, die im Export tätig sind, optimistisch nach vorne blicken.
In Deutschland exportieren gut 12 Prozent aller Unternehmen. 98 Prozent der rund 350.000 deutschen Exporteure sind mittelständische Unternehmen. Die Zahl der Exportunternehmen – insbesondere der kleinen Unternehmen, die erstmals auf ausländischen Märkten aktiv wurden – ist dabei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Mittelstand ist somit nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern auch eine wichtige Stütze der deutschen Exportwirtschaft. Das belegt eine Studie zu den Auslandsaktivitäten mittelständischer Unternehmen, die das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn in Kooperation mit dem Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) durchgeführt hat.
Dieses bemerkenswerte Wachstum ist neben der Abnahme von Export-erschwerenden Regularien auch durch den besseren Zugang zu finanziellen Mitteln zu erklären. Dabei stellen sich – insbesondere kleine und mittelständische – Unternehmen breiter auf als noch in der Vergangenheit. Ein ausgewogener Finanzierungsmix ist gefragt, der die Abhängigkeit etwa an eine einzige Bank umgeht. Export-Factoring erfreut sich demnach im Jahr 2015 einem Zuwachs von 24,2 Prozent.
Das Ausfuhrgeschäft birgt für den Exporteur besondere Risiken. Dies ist vor allem in der Bonität der Abnehmer und durch das Problem der Rechtsverfolgung in ausländischen Staaten begründet. Zudem sind Exporteure aufgrund der langen Liefer- und Transportwege, die zu noch längeren Zahlungszielen von 30 bis über 90 Tagen führen, fortlaufend von Liquiditätsengpässen bedroht. „Aber wer länger auf sein Geld wartet, muss die eigenen Kosten auch länger finanzieren“, warnt Thomas Krings, ehemaliger Risikovorstand bei Kreditversicherer Euler Hermes: „Gerade bei mittelständischen Unternehmen kann das schnell an die Substanz gehen.“ Nicht selten kommt es so vor, dass der Exporteur so nicht nur zum Lieferanten, sondern auch zum Kreditgeber seiner Kundschaft wird.
Zahlungsausfälle können schnell dramatische Folgen haben. Wird beispielsweise eine Lieferung im Wert von 100.000 Euro nicht bezahlt, ist bei einer Gewinnmarge von fünf Prozent ein zusätzlicher Umsatz von zwei Millionen Euro nötig, um den Verlust auszugleichen, rechnet Thomas Krings in einem Beitrag aus dem Jahr 2015 der Publikation „Die Welt“ vor.
Full-Service-Factoring, also der laufende Forderungsverkauf an einen Factor, erfüllt drei wesentliche Funktionen, die den exportierenden Mittelstand bei seinen Geschäften fördert und unterstützt: