Ob Generation X, Y oder Z – wie auch immer man sie nennen mag und so unterschiedlich jeder einzelne auch ist –, eines haben sie alle gemeinsam: Immer mehr Vertreter dieser aufstrebenden Generationen erobern derzeit den Arbeitsmarkt und beginnen, ihn systematisch zu verändern. Wir haben die Umbruchstimmung mal genauer analysiert und uns zusammen mit Vincent Ziegler, Praktikant bei A.B.S. Global Factoring, drei Fragen gestellt: Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen heutzutage? Welchen Anforderungen müssen Arbeitgeber künftig gerecht werden? Und wie prägen die Mitarbeiter von morgen die Führungskultur von heute?
Beschränken wir uns auf die Generation Y – englisch gesprochen [wai] – denn bei den anderen ist es ähnlich. Sie ist jung, motiviert, anspruchsvoll und selbstbewusst. Mit ihren digitalen Skills ist sie für viele Unternehmen eine beliebte Zielgruppe. Wenn es um die Arbeit geht, so ist sie der festen Überzeugung, diese dürfe nicht das komplette Leben bestimmen, sondern müsse problemlos auch mit anderen Bereichen wie Familie und Freizeit verknüpfbar sein. Betrachtet man die andere Seite der Medaille, so sind „Home-Office“, „Remote-Arbeit“ oder „Twitter am Arbeitsplatz“ für viele Unternehmen immer noch undenkbar. Im Gegensatz dazu gewinnt die Digitalisierung wirtschaftlich stetig an Bedeutung, bleibt aber nach wie vor für viele Betriebe in Deutschland ein Fremdwort. Zumindest für diejenigen, bei denen Leistung in der Regel immer noch in Arbeitszeit gemessen wird.
Vincent Ziegler (24), Student der Wirtschaftswissenschaften im 6. Semester, Vertreter der Generation Y und derzeit Praktikant bei A.B.S. Global Factoring, erklärt:
Abbildung: Vincent Ziegler, Armin Freisler, Maria Bläser
„Die meisten von ‚uns’ sind 20 und 25 Jahre alt, studieren noch, sind in Ausbildung oder beschreiten gerade euphorisch die ersten Schritte am Arbeitsmarkt. Immer wieder kriege ich jedoch zu hören, wie den neuen Generationen Faulheit vorgeworfen wird …
Wir sind nicht ‚faul’, wir haben nur den Begriff ‚Karriere’ neu definiert – diese Veränderung gilt es erst einmal zu verstehen und zu akzeptieren. Heutzutage sucht man nicht nur nach einem Job mit gutem Gehalt. Wir wollen etwas verändern! Strikte Hierarchie-Gefüge, vorgegebene Karrierewege oder starre Arbeitsmodelle? Nein danke – next!“
Der 24-jährige weiß genau, was junge Leute im Jahre 2019 von Unternehmen erwarten. Was lange Zeit als selbstverständlich galt, wird plötzlich kritisch hinterfragt. „Wir ticken eben anders!“, bestätigt der Student. Sie wollen Sabbatical-Ansätze statt flottem Dienstwagen, mehr Freiraum statt Blitzkarriere. Zudem geht der Trend in der heutigen Berufswelt immer mehr in Richtung Mentoring durch einen erfahrenen Mitarbeiter – also jemanden, der bereit ist, sein Wissen zu teilen und in den Nachwuchs von Morgen zu investieren. Die Generation Y möchte eine Arbeit, die sinngebend ist und zur Selbstverwirklichung beiträgt. Eine „Verschmelzung aus Arbeitskraft und Lebensgenuss“ nennen es Forscher und Experten.
In den meisten Unternehmen ist es immer noch üblich, den Mitarbeitern genau vorzugeben, wann und wo sie zu arbeiten haben. Das wird zukünftig nicht mehr so einfach sein, denn die grundlegende Haltung der Altersgruppe basiert auf folgender Frage: „Wird mein Potenzial nur über meine Anwesenheit im Büro definiert?“
Was zählt ist das Ergebnis und nicht die Arbeitszeit! – so lautet das Motto. Demnach sind Themen wie Gleitzeit, Home-Office oder Vater-/Elternzeit in modernen Unternehmen bereits längst etabliert. Vielleicht auch deswegen, weil Arbeitnehmer nun erkannt haben: Wir müssen flexibler sein!
Wenn Vorgesetzte davon ausgehen, dass man auch nach Feierabend noch regelmäßig seine E-Mails checkt, dann muss im Gegenzug auch explizit auf die Wünsche der neuen Angestellten-Generation eingegangen werden. Das heißt vor allem: mehr Freiraum für Selbstständigkeit.
Wir haben Vincent Ziegler während seines 5-wöchigen Praktikums bei A.B.S. gefragt: „Worauf müssen sich Arbeitgeber heutzutage einstellen und wie sieht für Dich der perfekte Arbeitsplatz aus?“
Statt weiter dem Ideal „höher, weiter, schneller“ und den klassischen Success-Stories zu folgen, geht die junge Generation einen völlig neuen Weg. Das zeigt auch die Antwort des 24-jährigen:
„Das mir so wichtige ‚Willkommensgefühl’ hatte ich bei der A.B.S. direkt. Ich habe sofort gespürt, dass ich hier nicht nur meine Zeit absitzen werde, sondern mich wirklich produktiv einbringen kann und so für das Unternehmen einen Mehrwert darstelle. Dadurch entsteht für mich persönlich immer die klassische ‚Win-Win’-Situation. Und genau darin sehe ich den springenden Punkt: Die Generation von heute will weniger führen, sondern mehr in kreative Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Die Tendenz geht eher in Richtung flache Hierarchen. Ein kooperatives Betriebsklima ist für mich das A&O – auch in konkurrenzgeprägten Branchen.“
Eine Veränderung, die tatsächlich immer öfter zu beobachten ist und die sich langsam in vielen Unternehmen – unabhängig von der Branche und Größe – durchsetzt: Das Klima zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern wandelt sich.
„Die Generation meiner Zeit hatte damals ganz andere Erwartungen an ihre Vorgesetzten als die jungen Menschen jetzt“, bestätigt CEO Thorsten Klindworth. „Es hat sich seither viel getan: Dem Chef von heute darf es vor allem nicht an Coaching-Fähigkeiten fehlen. Auch die Gehaltsfrage beim Bewerbungsgespräch stellt heute keine Tabu mehr dar. Klar, zu meiner Zeit war das ein No-Go, aber die neue Generation fordert mehr Transparenz. Und das ist auch gut so: Schließlich muss sich nicht nur der Bewerber unter Beweis stellen, sondern auch das Unternehmen!“
Die Ansprüche der neuen Generationen, die gerade massenhaft in die Berufswelt eintreten, sind also vielfältiger denn je. Genauso wie ihr Lebenslauf oder die Speisekarte vom Inder, bei dem sie gerne via Alexa und Lieferservice ihr Mittagessen bestellen.
„Wir sind mehr die Do-it-Yourself –Macher …“, so der Student. „Herkömmliche Top-Down-Ansätze am Arbeitsplatz finde ich persönlich zu eintönig und langweilig. Ich zum Beispiel nehme Herausforderungen lieber selbst in die Hand, als mich auf Bürokratien zu verlassen. Obwohl bei der A.B.S. zahlreiche Generationen unter einem Dach sind, hatte ich immer das Gefühl, in einer Lernpartnerschaft auf Augenhöhe angekommen zu sein. Hier kann jeder von jedem etwas lernen – ganz unabhängig vom Alter und der Berufserfahrung.“
Je offener Unternehmen sich darauf einstellen und je besser sie von den Vorzügen der Neulinge profitieren, umso erfolgreicher werden sie ihr Employer-Branding leben.
Abgesehen vom Wunsch nach flexiblen Karrieremodellen haben sich jedoch nicht alle Ansprüche an die Arbeitsverhältnisse von Morgen verändert. Fest steht: Die neue Generation denkt und artikuliert ihre Bedürfnisse klar und deutlich – und zwar von Anfang an und nicht erst nach 20 Berufsjahren. Der Job der Zukunft soll schließlich nicht nur die Familie ernähren, sondern auch Spaß machen. Und wenn dem Z-ler etwas nicht passt, dann ist er morgen eben weg …