Die Weltleitmesse der Industrie, die Hannover Messe, gab auch 2018 wieder einen faszinierenden Einblick in Schlüsseltechnologien, Industrie 4.0 sowie vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Internet of Things und künstliche Intelligenz. Um langfristig im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, sind für deutsche Unternehmen hohe Investitionen in F&E und Digitalisierung notwendig – um das zu stemmen, braucht es kluge Finanzierungskonzepte!
Gemeinsam mit dem Präsidenten des diesjährigen Partnerlandes Mexiko, Enrique Nieto, eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel letzte Woche die diesjährige Hannover Messe. Kurz nach Unterzeichnung des internationalen Freihandelsabkommens betonten beide Regierungschefs, wie wichtig offene Märkte für Fortschritt und Wohlstand seien. Künftig wollen die Länder 99% ihrer Waren zollfrei handeln – und hier spielt gerade auch Mexiko für die deutsche Automobilindustrie eine zentrale Rolle.
Bundeskanzlerin Merkel betonte in ihrer Rede auch, dass die Hannover Messe Jahr für Jahr Maßstäbe setze – alles, was in der Industrie Rang und Namen hat, versammele sich hier und lege die Basis für wirtschaftlichen Aufschwung. Als Voraussetzung dafür, die Herausforderungen durch Vernetzung und Automatisierung zu bestehen, sind weitere Investitionen in die Infrastruktur der Digitalisierung geplant. Zudem wird die Bundesregierung künftig noch stärker in Forschung und Entwicklung investieren.
Aber auch die deutschen Unternehmen selbst stecken viel Geld in neue Entwicklungen und Digitalisierungsprojekte, um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Doch nicht jedes Unternehmen kann die damit verbundenen hohen Investitionskosten aus eigener Kraft leisten. 44 Prozent der Unternehmen müssen eine externe Finanzierung für ihren Forschungs- und Entwicklungsetat auf die Beine stellen. Das ergab die Studie „Finanzierungsmonitor 2018“ vom digitalen Mittelstandsfinanzierer creditshelf. Diese wurde bereits zum dritten Mal in Kooperation mit der TU Darmstadt durchgeführt. Dabei wurden 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt.
Im Vergleich mit anderen Branchen ist der Finanzierungsbedarf für Forschung und Entwicklung in der Industrie besonders hoch und auch innerhalb der Industrieunternehmen belegt er den zweiten Platz. Ohne eine ausreichende Kapitalausstattung wird den spannenden Themen und Trends wie Industrie 4.0, Digital Factory, Internet of Things sowie zahlreichen Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz wohl kaum begegnet werden können.
„Die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung überraschen uns nicht. Industrielle Mittelständler stehen derzeit vor zwei entscheidenden Herausforderungen: Zum einen müssen sie ihre Produkte und Leistungen für die digitale Zukunft aufstellen. Zum anderen sind sie im Wettbewerb auch gefordert, die eigene Produktionstechnik neu zu erfinden“, erklärt Dr. Daniel Bartsch, Geschäftsführer von creditshelf, die aktuellen Finanzierungsvorhaben der Industriebetriebe.
Zwei Drittel der Industriebetriebe würden laut „Finanzierungsmonitor 2018“ gerne unbesicherte Kredite zur Finanzierung ihrer Forschungsaufgaben in Anspruch nehmen – oftmals ein schwieriges Unterfangen, denn selbst wenn die Hürde höherer Zinsen genommen werden könnte, sehen lediglich 9% der Unternehmen überhaupt eine Möglichkeit auf die Bewilligung eines unbesicherten Kredits.
Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, beschreibt das Dilemma, in dem sich viele mittelständische Unternehmen dabei befinden, so: „Der große Finanzierungsbedarf für zukunftsweisende Entwicklungen trifft Industriebetriebe zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie müssen Innovationen vorantreiben, denn gerade jetzt werden die technologischen Weichen gestellt. Gleichzeitig sorgt die anhaltend hervorragende Auftragslage dafür, dass erhebliche Mittel – zu einem großen Teil über Kredite finanziert – im Tagesgeschäft gebunden sind. Ohne weitere Finanzierungsquellen bezahlt der industrielle Mittelstand seinen derzeitigen Erfolg also möglicherweise mit seiner Zukunft.“
Damit das nicht passiert und die Chancen und nicht die Risiken der Zukunft im Fokus stehen, gilt es, eine solide Unternehmensfinanzierung aufzusetzen. Häufig ist auch neben dem klassischen Bankkredit der Einsatz zusätzlicher, alternativer Finanzierungsquellen zur Sicherung der Liquidität sinnvoll, um im High-Tech-Rennen zu bestehen. Liquidität über den Verkauf von offenen Forderungen im Rahmen eines Factoring zu generieren, ist eine Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit liquide Mittel ohne die Stellung dinglicher Sicherheiten wachstumskongruent bereitzuhalten und trotz der verschärften Regularien der Kreditvergabe durch Basel III auch für kleine und mittelständische Unternehmen umsetzbar.
Diese kleinen und mittelständischen Unternehmen sind es nämlich, die die tragende Rolle in der Entwicklung industrieller Innovationen spielen. Carl Martin Welcker, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), betonte auf der Hannover Messe, dass hier Industrie 4.0 bereits Realität sei: Ausgereifte Anwendungen, Produkte und Geschäftsmodelle stünden bereit. Deren Umsetzung hängt nun von soliden und belastbaren Finanzierungsmodellen ab.
Die „Finanzierungsmonitor 2018“-Studie beruht auf einer im Dezember 2017 durchgeführten Befragung des digitalen Mittelstandsfinanzierers creditshelf. An der Befragung mittels Online-Erhebung durch ein Marktforschungsinstitut nahmen insgesamt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen teil. Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie wurde von Prof. Dr. Dirk Schiereck, dem Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt.