Die Factoring-Nutzung erfreut sich an einem stolzen Plus von mehr als 33 Prozent und auch „Made in Germany“ boomt. Im Dezember vergangenen Jahres prognostizierte der Vorstandsvorsitzende der A.B.S. Global Factoring Thorsten Klindworth für den Factoring-Markt für 2017 „nur“ noch ein moderates Wachstum von zirka 5 Prozent .
Nun steht fest: Diese Entwicklung bahnte sich bereits im Jahr 2016 an, für welches der Deutsche Factoring-Verband e.V. jüngst seine Branchenzahlen bekannt gab. Um rund vier Prozent sind die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbandes auf 216,8 Mrd. Euro gestiegen.
Damit ist der Zuwachs in 2016 zwar moderater als in den Jahren zuvor, und dennoch: „Factoring entwickelte sich in 2016 mit einem moderaten Zuwachs erfreulich weiter, vor allem angesichts der Marktsituation und der Überliquidität ist dies ein sehr ordentliches Ergebnis,“ fasst Joachim Secker, Sprecher des Vorstandes des Deutschen Factoring-Verbandes e.V., diese Entwicklung zusammen.
Die Factoring-Quote stabilisierte sich bei 6,9 Prozent, gemessen allein am Umsatz der Mitgliedsunternehmen des Verbandes im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt und peilt strategisch weiter an, die Hürde von 7 Prozent zu überspringen.
Deutlich erfreulicher stimmt die Tatsache, dass der Forderungsverkauf als alternative Finanzierungslösung mehr und mehr im deutschen Mittelstand ankommt. Um stolze 33,8 Prozent stieg die Factoring-Nutzung im Vergleich zu 2015 an. Damit nutzten über 27.250 Kunden das flexible und schnelle Finanzierungsinstrument in 2016.
Von der Anzahl der Factoring-Kunden werden zwischenzeitlich fast 91 Prozent im typischen KMU-Segment von 0 bis 10 Mio. Euro Factoring-Umsatz bedient. Diese knapp 91 Prozent der Kunden repräsentierten in 2016 rund 60 Prozent des gesamten Factoring-Volumens – ein Plus von fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Bei seinem Blick in die Glaskugel Ende vergangenen Jahres sagte Thorsten Klindworth Export-Factoring für 2017 eine zwar moderatere, aber weiterhin positive Marktentwicklung voraus. Der Grundstein hierfür wurde bereits in 2016 gelegt, wie nun die Branchenzahlen des Verbandes belegen.
Treiber des Wachstums in 2016 war das internationale Geschäft. „Made in Germany“ war weltweit gefragt, Deutschland exportierte Waren und Dienstleistungen für über 1,2 Billionen Euro in die Welt. Diese neue Bestmarke schlug sich auch im Export-Factoring nieder: Export-Factoring nahm um 15,6 Prozent auf nunmehr 64,5 Mrd. Euro zu, ebenfalls eine neue Rekordmarke.
In den Factoring-Schwerpunktbranchen gab es im Vergleich zum Vorjahr nur wenig Bewegung, es dominieren weiterhin:
Mobil zeigte sich das Speditionsgewerbe mit einem Plus von vier Rankingplätzen.
Einer Zunahme erfreute sich das klassische Full-Service-Factoring mit 15,3 Prozent (gegenüber 13,5 Prozent im Vorjahr). Der Zuwachs ist laut Bundesverband ein möglicher Indikator für die zunehmend nachgefragten Factoring-Lösungen im Mittelstand und auch im kleinen Segment.
Aufgrund der positiven Bewegung innerhalb der Branche fallen die Aussichten der Verbandsmitglieder dann auch für die mittelfristige Zukunft eindeutig optimistisch aus: Sechs Prozent der Mitglieder sehen eine sehr gute Prognose, 48 Prozent der Mitglieder eine „gute“ und 45 Prozent eine immerhin „befriedigende“ Geschäftsentwicklung voraus, schlechtere Vorhersagen gab es keine.
„Nach meiner Einschätzung wird der Markt im Jahr 2017 weiter wachsen, allerdings nur noch um weniger als fünf Prozent “, sagt Thorsten Klindworth. Als Wachstumsdämpfer sieht er zum einen das aktuell anhaltende Niedrigzinsumfeld. Erschwerend hinzu kommt die expansive Kreditvergabe von Banken. „So niedrige Zinsen, wie wir sie derzeit haben, sind eine Katastrophe für Banken und auch für uns Factoring-Anbieter“, kommentiert Thorsten Klindworth. Dazu kommt, dass der Margendruck die Konkurrenz unter den Anbietern deutlich verschärft. Die Nachfrage nach dem Forderungsverkauf könnte deshalb abnehmen oder zumindest weniger stark wachsen.
Ob Thorsten Klindworth mit seiner Prognose für die Marktentwicklung 2017 Recht behält? Nun, das sehen wir an gleicher Stelle in etwa genau einem Jahr.