Der Fachkräftemangel gewinnt seit Jahren in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Nach dem Abklingen der Corona-Pandemie steigen die Engpässe bei dem Versuch des Wiederaufschwungs. Viele mittelständische Unternehmen wollen wachsen und suchen demzufolge neue Arbeitskräfte. Doch deren Zahl wird immer knapper. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. 61 % der Mittelständler – so hoch war der Wert noch nie – bewerten den Fachkräftemangel inzwischen als Bedrohung ihres Geschäfts.
Auch die Bundesregierung betrachtet den Mangel an Fachkräften zunehmend mit Sorge und bewertet ihn als „bedeutendes Risiko“ für die deutsche Wirtschaft. Deshalb wird derzeit von mehreren Ministerien ein neues Fachkräftekonzept für Deutschland entwickelt, das Themen wie Zuwanderung, Ausbildung und Rente beleuchtet.
Neue Zahlen liegen bereits vor: So zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, aus August 2022, dass der Fachkräftemangel einen neuen Höchststand erreicht hat. Diese besagt, dass die Knappheit der Fachkräfte von Juli 2021 bis Juli 2022 für qualifizierte Arbeitskräfte 537.923 Stellen betrifft. Durchschnittlich gab es in der Berufsgruppe Sozialarbeit und Sozialpädagogik die größte Lücke. Die Bauelektrik, die Sanitär-, Heizung und Klimatechnik und die Kraftfahrzeugtechnik befinden sich im Handwerk unter den Berufen mit dem größten Fachkräftemangel. Und auch in der IT Branche ist mit über 13.600 unbesetzten Stellen der Bedarf groß. Doch eins ist klar: Ohne Personal kann kein Unternehmen wachsen und finanzielle Einbußen sind die Folge für die Betroffenen.
Da im aktuellen Wettbewerb immer weniger qualifizierte Kandidaten von immer mehr Unternehmen umworben werden, ist eine aktive Personalsuche sehr wichtig. Als langjähriger Partner des Mittelstandes haben wir daher wertvolle Tipps aus dem Umfeld unserer Kunden zusammengestellt, wie Sie als Arbeitgeber bei gut ausgebildeten Fachkräften Interesse wecken und sie für einen Job in Ihrem Unternehmen überzeugen können:
Während Akademiker für einen „spannenden Job“ durchaus bereit sind, in eine andere Stadt umzuziehen, ist die Mobilität bei Fachkräften mit einer Berufsausbildung deutlich schwächer ausgeprägt. Die meisten suchen ihren Arbeitsplatz im Umkreis von 50 km zu ihrem Wohnort. Ein Umzug wird in der Regel nur durch zusätzliche finanzielle Anreize in Betracht gezogen. Für höher qualifizierte Positionen lohnt es sich, auch überregionale Stellenanzeigen zu schalten.
Im Fachkräftebereich ist „Sicherheit“ ein sehr wichtiges Kriterium. Berücksichtigen Sie dieses Bedürfnis in Ihrer Kommunikation. Versenden Sie z.B. zeitnah eine Empfangsbestätigung, nachdem Sie eine Bewerbung erhalten haben und schicken Sie nicht-berücksichtigten Bewerbern eine Absage in wertschätzender und positiver Wortwahl.
Zeichnen Sie in der Stellenanzeige selbst ein authentisches und realistisches Bild und überzeugen Sie durch besondere Leistungen und Perspektiven. Ellenlange Anforderungslisten schrecken hingegen eher ab. Bewährt hat sich auch, schon bei der Bewerbung den Interessenten durch den Betrieb zu führen und ihm dort vor Ort seine Fragen zur Stelle und zum Unternehmen zu beantworten.
Mehr als die Hälfte alle Fachkräfte leiden unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, wie Studien der Krankenkassen belegen. Es wird von den Arbeitnehmern daher sehr geschätzt, wenn Sie in Ihrem Unternehmen die körperlichen und psychischen Belastungsfaktoren der Arbeit im Blick haben und Ausgleichsangebote anbieten. Eine derartige Arbeitskultur kann auch auf Stellenanzeigen als Argument für Ihren Betrieb wirken.
Nach wie vor ist das Studium der größte Konkurrent im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen. Immer mehr junge Menschen streben einen akademischen Abschluss an. Umfragen unter jungen Akademikern zeigen jedoch, dass ein Studium nicht unbedingt zufriedener macht und auch finanziell nicht automatisch von Vorteil ist. Setzen Sie daher bei Ausbildungsberufen diesen Aspekt als gewichtiges Argument in Ihren Bewerbungsgesprächen und Stellenanzeigen ein.
Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger Faktor, der z.B. durch die Vermittlung von Kinderbetreuungsangeboten gestärkt werden kann. Eltern, die ihre Kinder gut aufgehoben wissen, haben den Kopf frei und sind dem Unternehmen loyal verbunden.
Gerade im ländlichen Bereich wird es immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden. Manche Mittelständler setzen hier auf Sport, um die Bekanntheit zu erhöhen und arbeiten mit Fußballvereinen zusammen, deren Spielern sie Praktika und Ausbildungsplätze anbieten. Andere Unternehmen bauen eigene Ausbildungszentren auf und bieten Sprach- oder IT-Kurse an.
Viele junge Menschen sehnen sich heutzutage nach Sinnhaftigkeit. Tagtäglich seiner Arbeit nachzugehen, soll daher mehr sein, als eine reine Verdienstmöglichkeit. Das belegt die einfache Frage: „Würden Sie nach einem Lottogewinn weiterarbeiten?“ Die große Mehrheit beantwortet diese Frage mit „ja“. Betonen Sie dabei die Vision, die Ihr Unternehmen verfolgt, z.B. Weltmarktführerschaft, Umweltschutz oder Nachhaltigkeit. Zudem spielen auch die Führungskultur und die persönlichen und fachlichen Entwicklungsmöglichkeiten eine große Rolle, ob sich ein Bewerber für oder gegen Ihr Unternehmen entscheidet.
Durch den Druck auf dem Arbeitsmarkt sind Unternehmen mehr und mehr gezwungen, auch Bewerber in Betracht zu ziehen, die es auf dem Arbeitsmarkt traditionell schwer hatten. Das führt zwangsläufig zu mehr Diversity in der Belegschaft. Und aktuelle Studien weisen darauf hin, dass vielfältige Teams tatsächlich zur Bereicherung für das Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes werden können.