Gefolgt vom Finanzierungsbedarf für F&E nannten die Finanzentscheider von deutschen mittelständischen Unternehmen laut creditshelf-Studie „Finanzierungsmotor 2018“ den Finanzierungsbedarf für die Vorfinanzierung von Aufträgen an erster Stelle, wenn es um die Liquiditätssteuerung in herausfordernden Zeiten wie diesen geht.
Aufgrund der verschärften Regularien für Kreditinstitute durch Basel-III wurde es insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups in den letzten 12 Monaten immer schwerer, notwendige Kredite von den Banken zu erhalten. Für die nächsten 12 Monate erwarten 70% der Mittelständler sogar noch eine Verschärfung der Situation. Das ergab der bereits zum dritten Mal vom digitalen Mittelstandsfinanzierer creditshelf erhobene „Finanzierungsmonitor“. Zur Realisierung der Studie wurden zusammen mit der TU Darmstadt zum Jahreswechsel insgesamt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen zu ihrer Finanzierungssituation befragt.
In dieser Studie wurden Finanzentscheider auch gefragt, wo sie in ihren Unternehmen den höchsten Finanzierungsbedarf in der nahen Zukunft sehen. An erster Stelle wurde die Vorfinanzierung von Aufträgen genannt, gefolgt von der Finanzierung von Etats für Forschung und Entwicklung.
Obwohl Banken derzeit ein großes Interesse an der Vergabe von Krediten haben dürften, etwa um Strafzinsen für Einlagen bei der EZB zu umgehen, sieht die Realität auf Unternehmensseite oft anders aus. „Das Zögern der Banken bei der Kreditvergabe, speziell bei unbesicherten Krediten, geht nicht zuletzt auf die immer strengeren Regularien seit der letzten Finanzkrise zurück. Sicher gibt es dafür gute Gründe, doch auf der anderen Seite sind Betriebsmittelkredite für viele Unternehmen ein zentrales Element in der Finanzierung ihres Geschäfts“, gibt creditshelf-Geschäftsführer Dr. Daniel Bartsch zu bedenken.
Bleiben die Bankkredite aus oder fließen nur zögerlich, sind alternative Finanzierungsquellen gefragt, um gerade im Mittelstand Wachstum und Erfolg zu sichern. Denn die konjunkturelle Lage ist durchaus positiv.
„Wir befinden uns noch mitten im Boom, die Auftragsbücher sind randvoll gefüllt. Das bedeutet aber auch, dass Unternehmen vermehrt in Vorleistung treten müssen. Gerade Mittelständler tun sich schwer, hier ausschließlich auf den eigenen Cashflow zurückzugreifen“, beschreibt Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat, die unbefriedigende Situation vieler Unternehmen. Nur mit einer ausreichenden Kapitalausstattung können Lieferverzögerungen oder gar komplette Lieferausfälle verhindert werden.
Lieferengpässe stellen nicht nur ein finanzielles und wirtschaftliches Problem für betroffene Unternehmen dar, sie belasten auch das Image und somit das Zukunftspotential eines Betriebes. Doch wie können Sie verhindert werden?
Eine Möglichkeit sind zinsgünstige Förderkredite, die sich für die Vorfinanzierung von Material und Personal eignen. Die Förderprogramme haben jedoch einen Haken: Sie sind nicht immer die günstigste Lösung, meint Manfred Hein von der Handwerkskammer Osnabrück-Emsland. Ursache dafür ist, dass der Kreditnehmer beim Förderdarlehen immer den kompletten Darlehenszinssatz bezahlen muss, unabhängig davon, wie viel Finanzierung er tatsächlich in Anspruch nimmt.
Weitere Möglichkeiten sind die Vereinbarung von Vorkasse, doch auch das ist nicht in allen Branchen und bei allen Kunden verhandelbar.
Somit wird in der Praxis entweder die Kontokorrentlinie bis zum Anschlag ausgereizt und hohe Zinskosten in Kauf genommen – oder man setzt auf einen gesunden Mix aus modernen, alternativen Finanzierungsinstrumenten.
„Auch in wirtschaftlich starken Zeiten stehen die Unternehmen im Wettbewerb und kalkulieren knapp. Ungeplant hohe Kreditzinsen treffen kleinere und mittlere Betriebe deshalb hart. Den Kontokorrentkredit als Notfall-Finanzierung zu belasten ist sicher der schlechteste Weg. Weit besser wäre, sich frühzeitig nach alternativen Finanzierungsformen umzusehen“, rät daher auch Finanzierungsexperte Bartsch.
Gut beratene Betriebe setzen auch auf Leasing oder Factoring, um ihre Aufträge vorzufinanzieren und generieren mehr Liquidität durch den Einsatz ihrer Vermögenswerte als bei der Aufnahme eines klassischen Bankkredites, häufig sogar zu deutlich wettbewerbsfähigeren Konditionen. Während ein Kredit früher oder später ausgeschöpft ist, sichert Factoring einen fortlaufenden Cashflow auch bei wachsendem Umsatz und bietet ein Mehr an Dienstleistung wie das Forderungsmanagement und den Versicherungsschutz gegen Forderungsausfall zusätzlich zur Finanzierung. Aufgrund der durch den Forderungsverkauf entstehenden Bilanzeffekte verbessert sich am Ende des Tages sogar wieder das Rating bei den Banken und erleichtert dort die Kreditvergabe.
Einen weiteren strategischen Pfeiler im Finanzierungskonzept stellt ein passendes Modell zur Einkaufsfinanzierung dar. Steht die Liquidität für größere Aufträge bereit, werden kleine und mittelständische Unternehmen in die Lage versetzt, pünktlich zu liefern. Hierzu brachte die A.B.S. Global Factoring AG mit quickpaid gerade ein neues, einfaches und komplett digitales Produkt auf den Markt, mit dem der Wareneinkauf flexibel und nach Bedarf (ohne Andienungspflicht) finanziert werden kann. Mit Hilfe dieser Finanzierungsform lassen sich insbesondere Saison- und Projektspitzen ausgleichen, günstigere Einkaufskonditionen durch Skontoziehung realisieren sowie der günstigste Zeitpunkt für die Warenbeschaffung ausnutzen. Die Stellung dinglicher Sicherheiten ist dazu nicht notwendig.
Ist die Finanzierung des Auftrages gesichert, so die Meinung der Finanzentscheider, ist eine wesentliche Voraussetzung für Unternehmenswachstum und Erfolg erfüllt.
Die Studie „Finanzierungsmonitor 2018“ beruht auf einer Befragung des digitalen Mittelstandsfinanzierers creditshelf im Dezember 2017. Es nahmen insgesamt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen per Online-Erhebung durch ein Marktforschungsinstitut an der Befragung teil. Die Studie wurde von Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt wissenschaftlich begleitet.