Nachhaltige Lebensmittel zu produzieren, das war die Mission, mit der sich Ende 2006 zwei Brüder auf den Weg machten, um ihren Leitsatz „im Auftrag der Demeter-Bauern“ mit Leben zu erfüllen. Thilo und Tankred Kauf wollten die besondere Demeter-Qualität und die wertvolle Arbeit der Bauern, die dahinter stehen, einer breiteren Öffentlichkeit im herkömmlichen Lebensmittelhandel zugänglich machen. Eine gesunde und zukunftsgerichtete Ackerbau-Kultur war das Ziel. Diese sollte mit fairen Bedingungen für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette, Berücksichtigung der Artenvielfalt bei den Anbauverfahren, Bodenfruchtbarkeit und Tierwohl einhergehen. Noch während ihres Studium starteten die Brüder daher ihre Pionierarbeit mit dem Verkauf von 26 Produkten ihrer Marke bei einzelnen Händlern der Edeka Südwest. Um zu erfahren, welche Themen Betriebe bei der Produktion nachhaltiger Lebensmittel heute umtreiben, hat sich Helmut Karrer, Vorstand der A.B.S. Global Factoring AG, mit Tankred Kauf, Geschäftsführer und Inhaber der Campo Verde GmbH, getroffen.
Helmut Karrer: Herr Kauf, wenn es um nachhaltige Lebensmittel geht, ist „Bio“ vielen Menschen in Deutschland ein Begriff. Bei „Demeter“ oder „biodynamischem Anbau“ wird es hingegen etwas kniffliger … Können Sie uns erklären, was wirklich hinter diesen Begriffen steckt?
Tankred Kauf: Demeter-Bauern verstehen ihren Hof als Organismus. Das heißt, dass der Hof aus sich heraus existieren soll, also so wenig wie möglich von außen hineingetragen wird. Das heißt, dass man sich einen Demeter-Hof als sehr divers aufgestellten Betrieb vorstellen muss, der eine breite Fruchtfolge aufweist, Tiere, insbesondere Wiederkäuer, hält und der einen starken Fokus auf die Entwicklung seiner Böden legt. Das ist, wenn man es genau betrachtet, auch das wirklich Bahnbrechende an der Demeter-Landwirtschaft, nämlich die Entwicklung der Böden zu mehr Fruchtbarkeit und hierdurch zu mehr Qualität der erzeugten Produkte. Diese Qualität zeichnet sich durch einen besseren Geschmack und durch gesündere Pflanzen aus. Dieser ganzheitliche Ansatz implementiert aber auch, dass wir unser Tun ständig reflektieren und verbessern. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Demeter-Bauern schon seit jeher Ihre Tiere nicht nur artgerecht, sondern ihrem Wesen entsprechend halten und sich daher schon früh die strengsten Tierwohlrichtlinien in der Landwirtschaft bei Demeter entwickelt haben.
Helmut Karrer: Die Campo Verde GmbH ist damit kein gewöhnlicher Lebensmittelhersteller. Können Sie uns kurz schildern, was Ihre Mission mit Ihrem Unternehmen ist, wie Sie arbeiten und was Sie vom Wettbewerb abgrenzt?
Tankred Kauf: Wir verstehen uns bei Campo Verde als „Dienstleister“ für unsere über 100 landwirtschaftlichen Partnerbetriebe. Wir wissen, dass die Arbeit unserer Demeter-Erzeuger nur dann gut gelingen kann, wenn wir Ihnen als Partner langfristig und verlässlich zur Seite stehen, also echte Partner sind. Das impliziert auch gerechte, also faire Preise. Es ist die Aufgabe unserer Partnerbetriebe, Rohwaren bester Qualität im Sinne der nachfolgenden Generationen zu erzeugen, und unsere Aufgabe, diese Rohwaren so schonend wie möglich zu verarbeiten und zu vermarkten. Kann z.B. einer unserer Bauern einen Rohstoff nicht liefern, passen wir uns dem Umstand an und produzieren entsprechend weniger Produkte. Und auch umgekehrt: Hat der Bauer einen höheren Ertrag, nehmen wir ihm die gesamte Menge an Rohstoffen ab. Genau wie die Natur arbeiten wir mit den natürlichen Schwankungen, wie wechselnden Wetterbedingungen, und tragen diese als Unternehmen mit. Diese enge Bindung zu den Landwirten ist für ein Unternehmen wie das unsrige sicherlich einzigartig.
Helmut Karrer: Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wirtschafteten in Deutschland Ende des Jahres 2019 34.110 landwirtschaftliche Betriebe auf 1.613.834 Hektar Fläche ökologisch (d.h. nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau). Ein positiver Trend könnte man meinen, oder? Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Tankred Kauf: Ja, der Trend ist positiv. Dieser Trend hat sich im Pandemie-Jahr auch weiter verstärkt. Wenn wir aber ehrlich sind, ist der gefühlte gesellschaftspolitische Konsens nach mehr Klimaschutz, Tierwohl, sozialer Verantwortung und Biodiversität noch nicht wirklich im Verhalten der Konsumenten angekommen. Wir liegen aktuell bei einem Bioanteil von nur rund 8% am Gesamtmarkt. Ich bin auch davon überzeugt, dass unsere nationalen Klimaziele ohne einen signifikanten Beitrag der Ernährungswirtschaft, die mehr als ¼ der europäischen Treibhausgasemissionen auf sich zu verbuchen hat, nicht gelingen wird. Und hier sehe ich die biologische und vor allem biodynamische Ernährungswirtschaft klar im Vorteil. Ich will also nicht klagen, muss aber konstatieren, dass wir noch ziemlich am Anfang stehen.
Helmut Karrer: Für viele Verbraucher sind nachhaltig produzierteLebensmittel schlicht und ergreifend sehr teuer. Dabei lässt man gerne den besonderen Aufwand bei der Erzeugung außer Acht. Was macht denn aus Ihrer Sicht den Unterschied aus, der den Preis rechtfertigt?
Tankred Kauf: Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass Bio-Produkte nicht teurer sind als konventionell erzeugte Lebensmittel. Wenn es um die Regalpreise geht, haben Sie hier sicherlich Recht. In Bezug auf die so genannten true costs, also die wahren Kosten, stimmt das hingegen nicht. Diese wahren Kosten berechnen sich aus allen Kosten in der Landwirtschaft und Produktion, also auch den Kosten, die die Gesellschaft durch Steuern und Abgaben trägt, wie z.B. Kosten für die Wasseraufbereitung. Es gibt mittlerweile viele Berechnungen, die klar aufzeigen, dass der Anteil an den Kosten, die das Gemeinwohl trägt, bei Bio Produkten deutlich geringer ist. Wenn wir diese true costs also den Verursachern auferlegen würden und nicht durch die Allgemeinheit bezahlen würden, wären die Bio-Produkte die billigsten Artikel im Regal – das ergeben die erwähnten Berechnungen.
Darüber hinaus schmecken Bio-Produkte besser, sind unbelasteter und führen zu einem besseren Wohlbefinden, so jedenfalls meine ganz persönliche Wahrnehmung.
Helmut Karrer: Klingt logisch – und nach einer großen Aufgabe für die Unternehmenskommunikation, diesen Mehrwert zu transportieren. Was ist hier Ihre Strategie?
Tankred Kauf: Ganz einfach. Wir erzählen von unserer täglichen Arbeit. Unser Konzept privilegiert uns dazu. Wir benötigen keine teuren Kommunikationsagnturen, die mit viel Hirn recht wacklige Stories basteln. Im Vordergrund steht bei uns immer die Transparenz unseres Tun und das ist es, was der Konsument m.E. wirklich wertschätzt.
Helmut Karrer: Stichwort Stories: Nicht zuletzt ist Campo Verde auch auf Social Media durch die Decke gegangen. Wie wichtig ist Influencer-Marketing für Ihre Branche?
Anna Hilgendorf, Social Media Marketing Managerin bei Campo Verde: Influencer-Marketing ist in unserer Branche enorm wichtig (geworden). Da wir, glücklicherweise, auch immer mehr jüngere Menschen mit unserer Mission, Lebensmittel der höchsten Qualitätsgüte einer möglichst großen Anzahl an Menschen bekannt und zugänglich zu machen, erreichen, haben wir uns vor knapp zwei Jahren dazu entschieden, verstärkt auf Social Media zu setzen und alle interessierten Verbraucher:innen dort regelmäßig mit leckeren Rezepten, Hintergrund-Stories und Infos zu neuen Produkten zu versorgen und uns somit den oftmals spontan und in Echtzeit stattfindenden wechselseitigen Austausch mit unseren Kund:innen zunutze zu machen.
Zudem haben wir uns in den letzten knapp zwei Jahren ein kleines, aber sehr feines Netzwerk an authentischen und vor allem zu Campo Verde passenden Micro-Influencern aufgebaut, deren Arbeit sich durch höchste Qualität auszeichnet. Die Erfahrung zeigt, dass deren Leser genau der Zielgruppe entsprechen, die wir mit unserer Vision, weiterhin maßgeblich zur Entwicklung der biodynamischen Bewegung beizutragen, sie zu fördern, gleichzeitig zu fordern und so unseren Beitrag zu einer gesunden Erde zu leisten, nicht nur ansprechen, sondern auch abholen können.
Helmut Karrer: Nachhaltigkeit zeigt sich bei Campo Verde nicht nur in der Produktvielfalt und der Herstellung – auch im unternehmerischen Sinn bleibt Ihr Eurer ökonomischen Linie treu. Hohe Reichweite fordert schließlich auch schnelles Kapital – wie lässt sich das vereinen?
Tankred Kauf: Ja, es ist kein Geheimnis, dass Wachstum Geld benötigt. Um die finanzielle Unabhängigkeit zu erhalten, setzen wir auf Factoring und haben mit A.B.S. Global Factoring hier einen zuverlässigen Partner gefunden.
Helmut Karrer: Last but not least: Wir sind ja immer neugierig … was dürfen wir von Campo Verde in puncto nachhaltige Lebensmittel in Zukunft noch erwarten? Irgendwelche Insights?
Tankred Kauf: Entsprechend unserer Mission – im Auftrag unserer vielen Demeter-Bauern zu arbeiten – werden wir Campo Verde in der nahen Zukunft weiter als 360 Grad Mark ausbauen. Es folgen also weitere Sortimentsbereiche, jenseits des Trockensortimentes, die in der besonderen Campo Verde -Demeter-Qualität unseren Kundinnen und Kunden in Zukunft feilgeboten werden.
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Tankred Kauf, Jahrgang 1981, ist Geschäftsführer und Inhaber der am Bodensee ansässigen Demeter-Marke Campo Verde GmbH. Campo Verde ist Marktführer für Demeter-Produkte im LEH (Lebensmitteleinzelhandel) und bietet in rund 6500 Geschäften in Deutschland ein Sortiment von 180 Demeter-Produkten an.